Reduzierte Kontakte, ausgefallene Ausbildungsmessen, abgesagte Praktika: WŠhrend der Corona-Pandemie stehen viele Jugendliche bei der Berufsorientierung vor gro§en Herausforderungen.
Durch die Corona-bedingten EinschrŠnkungen in Schule und Berufswelt sind die meisten Angebote zur Berufsorientierung stark dezimiert oder schlicht weggefallen. Gleichzeitig sind viele Ausbildungsstellen verloren gegangen.
Laut einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung denken 71 Prozent der befragten Jugendlichen, dass sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz durch Corona verschlechtert haben. Bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung sind es sogar 78 Prozent. ZukŸnftige Studierende sind verglichen dazu optimistisch: Etwas weniger als ein Viertel sieht die Erfolgsaussichten auf einen Studienplatz durch die Pandemie beeintrŠchtigt. Das ist aus Sicht der Studienautor:innen auch nicht verwunderlich, denn PlŠtze an den UniversitŠten sind im Zuge der politischen Ma§nahmen nicht weggefallen. Das Studium ist zurzeit nur mŸhsamer, da es online lŠuft.
In diesen Zeiten brauchen Jugendliche dringend Impulse fŸr die Zukunftsplanung. Studien haben erwiesen, dass 65 % den Austausch mit ihren Eltern als grš§te Hilfe bei der Berufsorientierung empfinden, gefolgt von GesprŠchen mit Freunden, Lehrer:innen sowie Berufsberater:innen an der Schule und bei der Arbeitsagentur. Eltern bewegen sich dabei immer auf einem schmalen Grat zwischen UnterstŸtzung und Bevormundung. Es gilt eine gute Balance zu finden.
Unsere Elternberaterin Lena Kolits gibt Ihnen Tipps, wie Sie Ihre Kinder bei der Berufswahl unterstŸtzen kšnnen.
Finden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind heraus, welche StŠrken es hat. Was macht Ihr Kind richtig gerne? Was liegt ihm nicht so sehr?
Hilfreich kšnnen folgende Fragen sein:
Hierzu gibt es zahlreiche Online-Tests. Motivieren Sie Ihr Kind, diese Tests auszuprobieren, oder machen Sie sie gemeinsam mit ihm Ð das kann sogar sehr unterhaltsam werden! Wichtig ist jedoch, dass man die Testergebnisse nicht als Absolutum, sondern als VorschlŠge betrachtet.
Da die gŠngigen Methoden der Berufsorientierung Pandemie-bedingt nicht mšglich sind, ist KreativitŠt gefragt. Ein tolles digitales Angebot sind Azubi-Speed-Datings, bei denen sich Unternehmen und junge Leute zu Mini-Interviews treffen.
Ein Format, das sich bereits etabliert hat, ist die virtuelle Messe. Ein Beispiel dafŸr ist die i-zubi-Messe des Unternehmerverbands SŸdhessen e.V. Bei dieser Messe sind zahlreiche Unternehmen mit einem eigenen Stand virtuell vertreten, an dem die Besucher:innen Informationen anhand von Videos und Flyer zum Downloaden finden.
ErzŠhlen Sie Ihrem Kind doch einmal, wie Sie zu Ihrem Ausbildungs- oder Studienplatz bzw. Ihrem Beruf gekommen sind. Wollten Sie genau das tun, was Sie getan haben? Oder sind Sie Ÿber Umwege zu Ihrem jetzigen Beruf gekommen? Was gefŠllt Ihnen besonders an Ihrer TŠtigkeit und was eher nicht? Mit wem arbeiten Sie zusammen, und welche Berufe haben Ihre Kolleg:innen?
Denken Sie mit Ihrem Kind verschiedene Berufswege durch. Das Abitur zu erlangen muss nicht zwangslŠufig zu einem Studium fŸhren. Umgekehrt kann auch nach einem Haupt- oder Realschulabschluss letztendlich noch ein Studium folgen. Mit etwas Berufserfahrung und einem bestandenen Aufnahmetest ist heute vieles mšglich.
Kreieren Sie gemeinsam verschiedene Alternativen. Informieren Sie sich Ÿber berufliche Mšglichkeiten, denn diese sind heute vielfŠltiger, als man denkt. Und wenn sich das Kind fŸr eine Ausbildung oder ein Studium entschieden hat, ist der Lebensweg noch lange nicht in Stein gemei§elt. Denn den einmal gewŠhlten Beruf Ÿbt man heute in den seltensten FŠllen bis zum Lebensende aus, und LebenslŠufe mŸssen auch nicht geradlinig verlaufen. Lassen Sie Ihre Kinder deren eigene Erfahrungen sammeln.
Wichtig bei der gemeinsamen Berufsorientierung ist, dass Sie nicht das Ruder selbst in die Hand nehmen, sondern Ihr Kind motivieren, aktiv zu werden. Wenn Eltern die Stellengesuche ihrer Kinder verbreiten, fragen sich viele Personaler:innen und Arbeitgeber:innen, warum das Kind diese Aufgabe nicht selbst Ÿbernimmt.
Manche Eltern stšren sich an dem vermeintlich lethargischen Verhalten ihrer Kinder. Hier sollten Grenzen und Konsequenzen deutlich abgestimmt werden, z. B. ab wann Taschengeld gekŸrzt wird und das Kind selbst etwas Geld durch einen Nebenjob hinzuverdienen muss.
Am meisten unterstŸtzen Sie Ihr Kind mit Ihrer Zeit: Hšren Sie aufmerksam zu, stellen Sie viele Fragen. Beziehen Sie auch Expert:innen ein, die Ihr Kind und die angestrebte Berufsrichtung kennen. So bauen Sie eine gute Vertrauensbasis auf, die Ihr Kind sicherlich nutzen wird!