Offene GesprŠche und klare Regeln helfen Ihnen, die Medienzeiten Ihres Kindes im Blick zu behalten.
ãIch will nur noch die eine Folge gucken. Bitte!Ò Eltern sollten ihren Kindern einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien zeigen. Das hei§t nicht, jeden Tag strenge Verbote auszusprechen, sondern klare Regeln aufzustellen und offene GesprŠche mit den Kindern zu fŸhren.
Laut der Studie von Mediaplus (2020) ist TV nach wie vor das beliebteste Medium bei Kindern zwischen 3 und 13 Jahren. Knapp 61 Prozent der befragten Kinder sehen jeden Tag fern. TV ist jedoch nicht nur das am hŠufigsten, sondern auch am lŠngsten genutzte Medium. Durchschnittlich sitzen Kinder bis zu 2,5 Stunden vor dem Screen. 40 Minuten verbringen sie im Schnitt am Smartphone. Tablet und PC schlagen mit weniger als 20 Minuten zu Buche. Je Šlter die Kinder sind, desto wichtiger ist ihnen das Smartphone. So nutzen 57 Prozent der 10- bis 13-JŠhrigen tŠglich ihr Handy.
Dem gegenŸber gibt es Empfehlungen, wie lange und wie oft Kinder und Jugendliche je nach Altersgruppe Bildschirmmedien am Tag nutzen sollten:
Schulschlie§ungen, eingeschrŠnkte FreizeitaktivitŠten, KontaktbeschrŠnkungen: Der Lockdown war gerade fŸr Familien eine besonders anstrengende Zeit. Medien zu nutzen ermšglicht Kindern und Jugendlichen Lernen auf Distanz und Kontakt zu Freunden und bietet jederzeit Ablenkung bei Stress und Lagerkoller. Doch die vielseitigen Nutzungsmšglichkeiten digitaler Medien und wie sehr junge Menschen gerade in der Pandemie darin abtauchen bereitet vielen Eltern Sorgen.
Die DAK-Studie ãGaming, Social-Media & CoronaÓ (2020) unterstreicht dieses Bild und zeigt alarmierende Ergebnisse:
Das richtige Ma§ fŸr Mediennutzung festzulegen kann bei gleichem Alter von Kind zu Kind anders sein. Jedes Kind lŠsst sich unterschiedlich stark von Medieninhalten beeinflussen. Bevor sich Eltern an festen Vorgaben orientieren, sollten sie ihr Kind gut im Blick behalten. Wie geht es meinem Kind nach der Medienzeit? Wirkt es nach dem Fernsehen oder nach Computerspielen teilnahmslos, Ÿberdreht oder aggressiv? Die DAK-PrŠventionsoffensive ãMediensucht 2020Ò zeigt fŸnf Anzeichen, woran man einen ungesunden Umgang mit digitalen Medien bei Kindern erkennen kann.
Erst am PC spielen, dann die Lieblingsserie schauen und zwischendurch immer wieder mit dem Smartphone die Social-Media-KanŠle checken oder Nachrichten beantworten: Der Einsatz digitaler Medien im Alltag ist vielfŠltig. Eltern sollten daher die Nutzungsfrequenz und die Nutzungsdauer ihrer Kinder im Blick behalten.
Kinder, die Medien sehr intensiv nutzen, kšnnen zum Teil mŸde, schlapp oder abwesend wirken. Dauerhaft kann dieser Zustand negative Folgen fŸr die Schule mit sich bringen.
Ein weiteres Anzeichen ungesunder Mediennutzung ist, wenn die gemeinsame Familienzeit darunter leidet oder Verabredungen in der realen Welt vernachlŠssigt werden. Wenn ein Kind das Interesse an gemeinsamen AktivitŠten verliert, schnell in den virtuellen Raum zurŸck mšchte oder sich kaum noch mit Freunden trifft, kann das zu sozialer Isolation fŸhren.
Dass Kinder ihre Hobbys wechseln und sich Interessen verschieben ist všllig normal. Wird das Hobby allerdings durch erhšhte Mediennutzung vernachlŠssigt, sollten Eltern genauer hinschauen.
Medienkonsum wird ungesund, wenn Kinder schnell nervšs werden, sobald sie nicht an das Smartphone, das Tablet oder den PC kšnnen oder dŸrfen. Manche Kinder sind dann schnell gereizt oder werden aggressiv.
Bei Šlteren Kindern ab zehn Jahren empfiehlt es sich, mehr Verantwortung fŸr die Einteilung der Medienzeit zu Ÿbergeben. DafŸr kšnnen Eltern ein wšchentliches Zeitkontingent vereinbaren. Ist die vereinbarte Zeit bereits nach zwei Tagen verbraucht, bleiben die Bildschirme fŸr die restliche Woche aus. So kšnnen Kinder ihre eigenen Erfahrungen im Zeitmanagement machen, indem sie Ressourcen vorausschauend einteilen mŸssen.
Feste Zeiten einzufŸhren und diese auch einzuhalten schafft fŸr Kinder und Jugendliche Orientierung und VerlŠsslichkeit. Besonders bei kleineren Kindern bietet sich an, einen Wecker zu stellen, der klingelt, sobald die vereinbarte Zeit abgelaufen ist. So bekommen sie ein GefŸhl fŸr die Zeit, die bereits vergangen ist.
Auch kann mit dem Kind besprochen werden, zu welchen Uhrzeiten der Konsum von Medien besser geeignet ist. Bei Šlteren Kindern kšnnen Zeitbegrenzungen im Betriebssystem verankert werden, so dass das GerŠt oder das Programm sich automatisch abschaltet. Besser ist jedoch, wenn Kinder lernen, sich an die Absprachen zu halten.
Schulkinder benštigen digitale Medien teilweise zum Lernen oder fŸr Hausaufgaben. Diese Zeit sollten Eltern nicht in die fest vereinbarte Bildschirmzeit einbeziehen. Denn hier erfŸllen die Medien einen anderen Zweck. Die freie Bildschirmzeit ist fŸrs Entdecken, fŸr Austausch, Spa§ und Unterhaltung da.
Digitale Medien begleiten uns im Alltag. Gerade deshalb kann es fŸr Familien von Vorteil sein, gezielt medienfreie Zeiten und Orte zu schaffen. Besonders beliebt ist die Regel, dass alle Familienmitglieder am Esstisch die Smartphones wegpacken. Andere Mšglichkeiten sind zum Beispiel, zwei Stunden vor der Nachtruhe keine Computerspiele mehr zu spielen oder erst nach den Hausaufgaben die Lieblingsserie anzuschauen.
Es ist wichtig, Kindern zu zeigen, welche Mšglichkeiten der Freizeitgestaltung es au§erhalb der virtuellen Welt gibt. Wenn Langeweile aufkommt, muss nicht gleich der Fernseher eingeschaltet werden. Das freie Spiel in der Natur, Baden, Wandern oder Tiere entdecken bringt auch Spa§, Freude und Unterhaltung.
Zuletzt sollten Eltern auch auf ihr eigenes Mediennutzungsverhalten achten. Wie oft greife ich zum Smartphone? LŠuft der Fernseher ununterbrochen im Hintergrund? Surfe ich pausenlos im Internet oder scrolle rauf und runter durch Social-Media-KanŠle?
Weitere Informationen zu Mediennutzungszeiten finden Sie hier:
Christian Keller ist Fachbereichsleiter der Elternberatung beim pme Familienservice in Leipzig und Vater von fŸnf Sšhnen