Seelische Folgen des Lockdowns: Burnout?

Die Corona-Situation fŸhrt zu wochenlanger ArbeitsŸberlastung bei ErwerbstŠtigen.

Všllig ausgebrannt? Wochenlanges Mobile Office, fehlende Kontakte, Doppelbelastung durch Kinderbetreuung und dazu fehlende Ruhephasen: Bei vielen BeschŠftigten ist das Ma§ voll. SpŠtestens nach dem zweiten Lockdown lŠuft das Glas nun Ÿber. Die Ressourcen sind aufgebraucht, der Optimismus verflogen. Wir zeigen Ihnen, woran Sie erste Burnout-Symptome erkennen, warum uns die Pandemie so zu schaffen macht und wie wir unsere psychische Gesundheit in dieser Zeit schŸtzen kšnnen.

Was ist Burnout?

Wer seinen Job gut machen will, brennt dafŸr. Doch zu gro§er Zeitdruck und eine hohe Arbeitsbelastung lassen BeschŠftigte schnell ausbrennen. Burnout ist ein Zustand einer beruflichen und/oder au§erberuflichen ArbeitsŸberlastung. ãDie Beschwerden bei Burnout bestehen oft Ÿber mehrere Wochen bis hin zu Monaten. Bei gleichbleibend schlechten Arbeitsbedingungen werden Sie nicht von alleine verschwindenÒ, erklŠrt Psychologin und pme-Lebenslagencoach Mandy Simon.

Was sind die ersten Symptome von Burnout?

Die ersten Symptome fŸr ein Burnout zeigen sich in Form emotionaler Erschšpfung. Es dominiert das GefŸhl, dass einem alles zu viel wird und ErmŸdungserscheinungen sich intensivieren. ãIn dieser ersten Phase beginnt der Kšrper bereits zu rebellieren. Es kommt zu Kopfschmerzen, Schlafstšrungen, emotionalen AusbrŸchen, Konzentrationsproblemen, sozialer Abgrenzung und Freudlosigkeit. Unterm Strich schreit der Kšrper nach Ruhe und Geborgenheit, wŠhrend der Kopf einen antreibt weiterzumachen, da sonst das schlechte Gewissen angerollt kommtÒ, verdeutlicht Sarah Morzinek, Psychotherapeutin und pme-Akademieleiterin.

Studie zeigt hohe Belastung von ErwerbstŠtigen im ersten Lockdown

Seit einem Jahr befinden sich vor allem BerufstŠtige in einem Dauerzustand des Schaffens und Gebens. Zur beruflichen Belastung kommt wegen Kita- und Schulschlie§ungen auch noch die Kinderbetreuung hinzu. Laut einer Studie der Technischen UniversitŠt (TU) Chemnitz in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) gaben rund 60 Prozent der Befragten, die von zu Hause aus arbeiten, an, dass im Homeoffice die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen. WŠhrend des ersten Lockdowns im FrŸhjahr 2020 empfand mehr als jeder Vierte das als Belastung.

Frauen stŠrker von Burnout betroffen als MŠnner

Von Burnout betroffen sind nicht nur FŸhrungskrŠfte mit besonders hoher Arbeitsbelastung. Die Studie verdeutlicht, dass vor allem berufstŠtige Frauen im Homeoffice mit kleinen Kindern wegen der Doppelbelastung erschšpft sind. In den Phasen besonders harter Corona-EinschrŠnkungen nahm die Belastung noch mehr zu. Verglichen mit der Gruppe der MŠnner sind Frauen deutlich stŠrker belastet und von Burnout betroffen. ãIn Zeiten von Corona, im Besonderen des Lockdowns, wird Burnout durch das stŠndige Dauer-Multitasking begŸnstigt. BerufstŠtige Eltern, die im Homeoffice arbeiten, parallel die Kinderbetreuung Ÿbernehmen und Homeschooling sicherstellen, tanzen dauerhaft auf mehreren Hochzeiten. Die fehlende Fokuszeit, Me-Time oder Ruhephasen lassen das Fass ŸberlaufenÒ, berichtet pme-Expertin Morzinek.

Zweiter Lockdown kann Burnout begŸnstigen

Seit Beginn der Pandemie befindet sich unsere Arbeitswelt in einem Ausnahmezustand. Wie das New Normal nach Corona aussehen wird, ist noch nicht klar. Fakt ist, dass die verŠnderten Arbeitsbedingungen und die Mehrfachbelastung im ersten und zweiten Lockdown die Entwicklung von Burnout-Symptomen beeinflussen kšnnen.

Stressfaktoren im Arbeitsumfeld kšnnen sein:

(aus dem Buch ãWas ist Burn-outÒ von pme-Beraterin Mandy Simon, 2018)

Treffen mehrere Faktoren gleichzeitig aufeinander, wird Burnout begŸnstigt. Der Lockdown kann genau die Menge an Faktoren zusammenbringen, die letztendlich dazu fŸhrt, dass BeschŠftigte sich ausgebrannt und stark erschšpft fŸhlen. Sarah Morzinek gibt jedoch zu bedenken: ãNichtsdestotrotz bedeutet der zweite Lockdown nicht automatisch, dass eine Burnout-Welle Ÿber die Bevšlkerung kommt. Es sind immer multikontextuelle Faktoren und vor allem Stressmanagementstrategien entscheidend fŸr die Entstehung und den Ausbruch eines BurnoutsÒ.

So schŸtzen Sie sich im Lockdown vor Burnout

Gerade in herausfordernden Zeiten ist es wichtig, auf Auszeiten zu achten und sich an den kleinen Dingen im Alltag zu erfreuen. Wer im Job und im Privatleben tŠglich Leistung erbringt, braucht Ruhephasen, um Kraft zu tanken. Sarah Morzinek hat dazu einige Empfehlungen:
 

1. Konzentrieren Sie sich trotz Turbulenzen auf das Positive. Seien Sie dankbar fŸr die kleinen Dinge und betrachten Sie tŠglich, was Schšnes in Ihrem Leben an diesem Tag passiert ist. Notieren Sie Ihren kleinen GlŸcksmoment und halten Sie ihn so fest.

2. Wenn mal wieder alles zu viel wird, machen Sie z. B. die 4-6-8 Atemtechnik. Setzen oder legen Sie sich bequem hin und schlie§en Sie die Augen. Falls es Ihnen schwerfŠllt, sich zu fokussieren, setzen Sie sich Kopfhšrer auf, entweder zur GerŠuschunterdrŸckung oder fŸr die musikalische Untermalung mit Ihrer Lieblingsmusik. Atmen Sie nun 4 Sekunden ein, halten Sie fŸr 6 Sekunden die Luft an, und atmen Sie 8 Sekunden aus. Achten Sie darauf, dass Sie die Bauchatmung verwenden und tief in den Bauch atmen. Zur UnterstŸtzung kšnnen Sie beide HŠnde auf den Bauch legen und gegen Ihre HandflŠchen atmen. Mit jedem Ausatmen lassen Sie den Stress los, als wŸrden Sie ihn aus Ihrem Kšrper hinauspusten.

3. Zeit- und Selbstmanagement sind besonders wichtig, damit Ihnen nicht alles Ÿber den Kopf wŠchst. Priorisieren Sie Ihre Vorhaben, lassen Sie das Telefonat mit der Freundin mal weg, wenn Ihre Ressourcen gerade nicht mehr ausreichen, und nehmen Sie stattdessen ein Bad. Planen Sie bewusst ein paar Minuten Me-Time am Tag. Vielleicht ist es ein kleiner Spaziergang, ein virtueller Yoga- oder Fitnesskurs, eine AchtsamkeitsŸbung Ÿber eine App oder YouTube, oder ein gemeinsames Abendessen mit der Familie, bei dem Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit nur dort sind und nicht bei der Arbeit. Vielleicht ist es der gute Film am Abend oder die kleine Mindmap mit Inhalten zu zukŸnftigen Urlauben und Unternehmungen, auf die Sie sich schon freuen.

 

Mandy Simon ist Diplom-Psychologin und systemischer Coach in Organisationsentwicklung beim pme Familienservice. Au§erdem ist sie zertifizierte Online-Beraterin. Als Fachberaterin unterstŸtzt sie FŸhrungskrŠfte und Mitarbeiter*innen sowohl in akuten †berlastungssituationen als auch in der Burnout-PrŠvention. Seit 2009 arbeitet sie an der Lebenslagen-Coaching-Hotline des pme Familienservice.

Sarah Morzinek leitet die Zentrale Akademie der pme Familienservice Gruppe. Ihre Schwerpunkte sind BGM, Blended Learning und Krankenkassen Kooperationen. Zudem hat Sie eine Praxis fŸr Coaching & Psychologische Beratung und mehrjŠhrige Erfahrung als Dozentin in der Hochschullehre mit dem Fokus BGM.