Folge 42: Abschied und Neubeginn? Frauen in der Lebensmitte
Sexualität, Trennung und Selbstfindung – die Lebensmitte ist für viele Frauen eine Zeit großer Veränderungen und Neuorientierung. Katja Lewina spricht im Podcast offen über diese Phasen, wie sie ihre Sexualität neu entdeckt, welchen Mut es braucht, sich nach einer Trennung neu zu erfinden – und wie persönliche Schicksalsschläge, wie der Verlust ihres Sohnes, ihren Blick auf das Leben und die Kraft für Neuanfänge geprägt haben. Ein ehrliches Gespräch über Veränderung, Trauer und das Ankommen bei sich selbst.
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Zu den Datenschutzeinstellungen »In dieser Folge erfährst du,
- warum Katja es für wichtig hält, in der Lebensmitte ihren eigenen Weg zu gehen,
- wie sie Veränderungen in ihrer Sexualität und Selbstwahrnehmung erlebt,
- welche Rolle Mut für sie beim Neuanfang nach Trennung und Verlust spielt,
- wie sie mit körperlichen und emotionalen Herausforderungen in der Lebensmitte umgeht,
- was ihr geholfen hat, als sich ihre Lebenspläne durch Krankheit und Schicksalsschläge verändert haben,
- wie Freundschaften und Beziehungen ihr in Krisenzeiten Halt gegeben haben.
Lies hier die gekürzte Interviewfassung des Podcasts:
Katja Lewina erzählt im Podcast von ihrem ersten längeren Single-Sein im Leben. Früher hat sie nach dem Ende einer Beziehung schnell eine neue begonnen, um das Alleinsein nicht aushalten zu müssen. Jetzt entdeckt sie ein weites Feld an Möglichkeiten – wer sie ohne Partner sein kann, fasziniert sie.
Oliver Schmidt: Warum tauchen gerade um die 40 Themen wie Trennung und Neuanfang so stark auf?
Katja Lewina: Um die 40 spüren wir das Altern zum ersten Mal richtig. Die Kinder werden größer, es entsteht mehr Raum für sich selbst, um zu reflektieren: Bin ich zufrieden mit der Partnerschaft, dem Beruf? Das Hamsterrad flacht ab, man hat mehr Erfahrung und Zeit, sich unbequemen Fragen zu stellen. Man merkt, dass der Zenit überschritten ist – es geht eher auf das Ende zu als auf den Höhepunkt.
Bei mir kam noch eine genetisch bedingte Herzerkrankung dazu, die eine unsichere Prognose hat und körperliche Einschränkungen bringt. Das hat diese Themen bei mir früher hochgeholt als bei anderen, aber auch meine Lebensqualität gesteigert, weil ich dankbarer für das bin, was funktioniert.
Wie beeinflusst diese Krankheit deinen Alltag und deine Sicht auf die Zukunft?
Katja Lewina: Körperlich habe ich Einschränkungen, die ich akzeptieren muss, und natürlich gibt es Ängste, was noch kommt. Aber diese Auseinandersetzung hat mich auch gelehrt, das Leben intensiver zu schätzen und dankbar zu sein für die Momente, in denen es gut läuft. Ich glaube, das gibt mir eine gewisse Lebensqualität, die ich ohne diese Erfahrung so vielleicht nicht hätte.
Wie hat dich diese Erfahrung in deiner Haltung zu Veränderung und Neuanfang geprägt?
Katja Lewina: Sie hat mir gezeigt, wie kostbar Zeit ist und wie wichtig es ist, mutig zu sein. Veränderungen, wie Trennungen oder berufliche Neuorientierungen, sehe ich jetzt mehr als Chancen denn als Bedrohungen. Manchmal ist das Leben eben nicht planbar, und ich habe gelernt, dass ich auch in schwierigen Situationen Ressourcen in mir habe, auf die ich bauen kann.
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Katja Lewina fotografiert von Julija Goyd
Wie erleben Frauen die Midlife-Crisis?
Katja Lewina: Anders als das Klischee vom Sportwagen und der jungen Partnerin – das ist eher ein männliches Bild. Frauen haben oft keinen Bock mehr, es allen recht zu machen. Durch hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren verändert sich vieles. Viele Frauen fangen an, sich mehr auf sich selbst zu konzentrieren, sich neu zu entdecken und sagen: „Ich will nicht mehr gefallen". Das ist für mich viel spannender als das männliche Klischee.
Wie verändert sich die Sexualität in dieser Lebensphase?
Katja Lewina: Viele Frauen entdecken ihre Sexualität neu oder erleben Veränderungen durch die Wechseljahre, etwa mit Lubrikationsproblemen oder Libidoverlust. Aber es gibt immer Lösungen, und oft öffnet sich mit der Erfahrung auch ein neues Tor. Der Körper und Geist sind nie fertig – Entwicklung geht immer weiter.
Manche Paare erleben, dass Sexualität weniger wichtig wird und Nähe mehr. Das ist völlig okay, solange beide damit einverstanden sind.
Du hast auch vom schweren Verlust deines Sohnes gesprochen. Wie bist du damit umgegangen?
Katja Lewina: Mein Sohn ist mit 7 Jahren plötzlich gestorben, wahrscheinlich am plötzlichen Herztod. Das war ein Mysterium und sehr schwer zu akzeptieren. Die Trauer fühlt sich wie ein alles verschlingendes Schwarz an. Mit der Zeit habe ich gelernt, dieses Gefühl zuzulassen und mich zu fragen, was ich jetzt brauche. Wichtig war auch, wer mir gut tut und wer nicht. Meine Beziehungen haben sich dadurch intensiviert. Das war eine große Lehrstunde.
Was würdest du Menschen raten, die jemanden mit einem solchen Verlust begleiten?
Katja Lewina: Einfach da sein, immer wieder nachfragen, Hilfe anbieten – Essen, Blumen, Kinderbetreuung. Auch wenn Angebote abgelehnt werden, dranbleiben. Es geht nicht darum, Wertschätzung zu bekommen, sondern der betroffenen Person Liebe und Energie zu geben.
Oversharing sollte man vermeiden – es hilft, eigene Verluste zu teilen, aber nicht, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Wie gehst du mit beruflichen Veränderungen in der Lebensmitte um?
Katja Lewina: Ich finde es großartig, wenn Menschen in der Lebensmitte noch mal studieren oder neu anfangen. Das erfordert Mut, bringt aber viel Energie. Man muss limitierende Gedanken loslassen, die sagen: „Jetzt musst du hier weitermachen.“ Ich habe verstanden, dass wir oft wissen, was wir wollen, uns aber nicht erlauben, es umzusetzen.
Willkommen bei "Heiter bis stürmisch" – dem Alltags-Podcast. Himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt: Das Leben hat Höhen und Tiefen. Genau darum geht es bei uns: um die alltäglichen Krisen wie Streit mit dem Partner oder der Partnerin, Erziehungsfragen, Überlastung im Job, Unsicherheiten und Angst. Wir sprechen mit Expert:innen und geben Ihnen praktische Tipps an die Hand, damit Sie besser mit Krisen und Herausforderungen umgehen können.
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Unterstützung finden beim pme Familienservice
Der pme Familienservice unterstützt Menschen in allen Lebensphasen – auch in herausfordernden Situationen wie Trennung, Krankheit oder Verlust. Wir bieten Beratungen und Begleitung, die Mut machen, neue Perspektiven eröffnen und Raum für persönliche Entwicklung schaffen. Mit Empathie und professionellem Know-how helfen wir dabei, das Leben bewusst zu gestalten – auch wenn es stürmisch wird.