
Bin ich bereit für ein Kind?
Der Weg zum Kinderwunsch ist eine Reise, die ganz individuell ist und oft durch Unsicherheiten geprägt ist.
Die Entscheidung für oder gegen ein Kind ist für viele Menschen planbar geworden – die meisten von uns haben das Privileg und können selbst entscheiden, ob und zu welchem Zeitpunkt sie Eltern werden möchten. Aber gibt es den einen richtigen Zeitpunkt? Wann bin ich bereit für ein Kind? Und wie spreche ich mit meiner Partnerin oder meinem Partner über meinen Kinderwunsch?
In diesem Artikel gibt Carline Krügl, Sozialpädagogin und systemische Beraterin, Antworten auf die oft gestellten Fragen rund um den Kinderwunsch.
Inhalt dieses Artikels
Welches Bedürfnis steckt hinter einem Kinderwunsch?
Der Kinderwunsch beschreibt grundsätzlich das Verlangen eines Menschen, Kinder zu haben. Dieser Wunsch ist oft mit tiefen emotionalen Bedürfnissen verbunden, wie dem Streben nach Liebe, Zugehörigkeit und der Erfüllung von Lebenszielen.
Viele Menschen sehen in der Elternschaft eine Möglichkeit, ihre Werte und Traditionen weiterzugeben oder eine Familie zu gründen. Der Kinderwunsch kann auch durch gesellschaftliche Erwartungen und persönliche Lebensziele beeinflusst werden – genauso wie durch biologische Faktoren.
Bin ich bereit für ein Kind? 4 Anzeichen dafür
Für die wenigsten Menschen gibt es DEN richtigen Zeitpunkt, um ein Kind zu bekommen. Gerade wenn wir versuchen, sämtlich Faktoren miteinzubeziehen, wird es meistens immer eine Sache geben, die dagegenspricht. Neben biologischen Aspekten spielen auch psychologische und soziale Faktoren eine große Rolle bei der Entscheidung für ein Kind.
4 Anzeichen dafür, dass ich bereit bin für ein Kind:
1. Emotionale Stabilität: Bin ich in der Lage, eine sichere und liebevolle Umgebung für mein Kind zu schaffen?
2. Finanzielle Sicherheit: Habe ich die gewisse finanzielle Stabilität, um die Bedürfnisse meines Kindes zu decken?
3. Stabile Partnerschaft: Wünschen wir uns beide ein Kind oder ist der Kinderwunsch einseitig? Der Wunsch, Verantwortung zu übernehmen, sollte idealerweise von beiden Partnern geteilt werden.
4. Persönliche Reflexion: Bin ich bereit meine eigenen Bedürfnisse auch mal zurückzustellen? Es ist wichtig, sich über die eigenen Wünsche und Ängste im Klaren zu sein und bereit zu sein, eigene Bedürfnisse zurückzustellen.
Der Druck, den richtigen Zeitpunkt zu finden und die gesellschaftlichen Erwartungen können den Kinderwunsch beeinflussen. Viele Paare verschieben deshalb die Familienplanung aufgrund von Karriere, finanzieller Unsicherheit oder persönlichen Zielen, was sich später wiederum auf die Fruchtbarkeit auswirken könnte.
Wie spreche ich über meinen Kinderwunsch?
Das offene Gespräch über den eigenen Kinderwunsch ist entscheidend für eine gesunde Beziehung. Um das Thema sensibel anzugehen, ist es hilfreich, sich im Vorfeld über die eigenen Wünsche und Ängste Gedanken zu machen:
Überlege, was für dich wichtig ist und welche Bedenken du hast. Ein guter Zeitpunkt für das Gespräch könnte ein ruhiger Abend sein, an dem ihr ungestört seid. Beginnt mit einer offenen Frage, wie: „Wie denkst du über das Thema Kinder?“ Dies eröffnet den Dialog und ermöglicht es beiden Partnern, ihre Sichtweisen zu teilen.
Es ist wichtig, aktiv zuzuhören und Verständnis für die Position des anderen zu zeigen, auch wenn die Meinungen divergieren.
Der Weg zum Kinderwunsch ist eine Reise, die jede Frau individuell erlebt. Die Veranstaltung “Kinderwunsch here I come” lädt Teilnehmer:innen zu einem offenen Gespräch zu den oft drängenden Fragen ein: Bin ich bereit für diese Verantwortung? Werde ich meinem Kind gerecht werden können? Was, wenn es nicht klappt? Was, wenn ich nicht sofort schwanger werde?
Diese Veranstaltung ist für Beschäftigte unserer Kooperationspartner mit entsprechendem Vertrag kostenfrei.
Einseitiger Kinderwunsch – Was nun?
Ein einseitiger Kinderwunsch kann sowohl von der Frau als auch vom Mann ausgehen und kann in einer Beziehung schnell zu emotionalen Spannungen führen. Die Gründe, die gegen ein Kind sprechen sind ganz individuell, wie:
- Finanzielle Unsicherheit
- Angst vor der Verantwortung
- Angst vor Veränderungen in der Beziehung
- Angst vor der Mutter- bzw. Vaterrolle
- Partner:in bringt bereits Kind(er) in die Beziehung mit und hat keinen weiteren Kinderwunsch
- Partner:in möchte prinzipiell keine Kinder
- Konflikte mit Beruf und Karriere
"Es ist wichtig, offen über die Gründe zu sprechen, warum einer der Partner keinen Kinderwunsch hat. Gemeinsame Lösungen zu finden und Kompromisse einzugehen, ist entscheidend. In vielen Fällen kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um die Situation zu klären und die Beziehung zu stärken." Carline Krügl, Sozialpädagogin & systemische Beraterin, pme Familienservice
Tipps bei einseitigem Kinderwunsch
Setzt euch zusammen und sprecht offen über euren Kinderwunsch. Ist der Kinderwunsch einseitig, dann
- erfragt konkret die Gründe, die gegen ein Baby sprechen,
- nehmt die Argumente des Partners/der Partnerin ernst und
- versucht einander zu verstehen.
Wichtig ist, dass am Ende Entscheidungen gemeinsam als Paar getroffen werden und beide hinter dieser Entscheidung stehen können – ob nun für oder gegen ein Kind oder der Kinderwunsch erstmal verschoben wurde.
Braucht der/die andere Bedenkzeit, dann gebt einander die Zeit, lasst das Thema etwas Ruhen und setzt euch zu einem späteren Zeitpunkt wieder zusammen.
"Ein Fruchtbarkeitstest kann für Aufklärung sorgen und nochmals eine andere Diskussionsgrundlage schaffen. Er ermöglicht es mit neuem Blick auf den Kinderwunsch und den Zeitpunkt einer Schwangerschaft zu schauen. Besonders dann, wenn die Überlegung besteht den Kinderwunsch auf später zu verschieben: Mit dem Alter nimmt sowohl die Fruchtbarkeit der Frau als auch die Spermienqualität des Mannes ab." – Carline Krügl
Wichtig ist, einander nichts aufzuzwingen oder einander unter Druck zu setzen. Denn ein gemeinsames Kind zu bekommen, sollte immer eine gemeinsame Entscheidung sein. Kommt man alleine nicht weiter, kann eine unabhängige dritte Person, wie ein:e Paartherapeut:in helfen, um das Thema Kinderwunsch sachlich, moderiert und auf „neutralem Boden“ zu besprechen.
Entscheidet sich die Partnerin oder der Partner gegen ein Kind, kann die Trennung ein realistischer Schritt sein – wenn für einen selbst der Kinderwunsch unabdingbar ist.
Später Kinderwunsch – wie lange warten?
Frauen in Deutschland werden immer älter, bevor sie das erste Kind bekommen: Laut Statistischem Bundesamt liegt das Durchschnittsalter bei der ersten Geburt bei 30,3 Jahren. In der Altersgruppe 40+ liegt der Anteil aller frischgebackenen Mütter derzeit bei rund fünf Prozent.
Die Gründe für einen späten Kinderwunsch sind verschieden: Viele Frauen wollen erst Karriere machen, sich selbst verwirklichen, bevor sie an die Familienplanung denken. Oder der passende Partner kommt später ins Leben.
Die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, nimmt mit dem Alter ab. Während junge Frauen in ihren 20ern eine Chance von etwa 25% pro Zyklus haben, schwanger zu werden, sinkt diese Wahrscheinlichkeit ab 35 Jahren auf etwa 10-12% pro Zyklus. Daher ist es wichtig, dass Frauen und Paare, die einen Kinderwunsch haben, sich frühzeitig mit dem Thema Fruchtbarkeit auseinandersetzen.
Wenn der Kinderwunsch nach hinten geschoben wird ist auch hier die Empfehlung, dass sich beide Partner hinsichtlich ihrer Fruchtbarkeit testen lassen und die biologischen Faktoren eines Kinderwunsches zu berücksichtigen.
In der Veranstaltung “Erst die Karriere, dann das Kind - alles rund um den späten Kinderwunsch” erfahren Sie, welche Möglichkeiten Sie haben, um den späten Kinderwunsch zu realisieren und wie der Weg dorthin aussehen kann.
Diese Veranstaltung ist für Beschäftigte unserer Kooperationspartner mit entsprechendem Vertrag kostenfrei.
Welche Methoden gibt es bei spätem Kinderwunsch schwanger zu werden?
1. In-vitro-Fertilisation (IVF)
IVF ist ein Verfahren, bei dem die Eizellen einer Frau außerhalb des Körpers befruchtet werden. Die befruchteten Eizellen (Embryos) werden dann in die Gebärmutter eingesetzt. Dies ist besonders nützlich für Frauen, deren Eileiter beschädigt sind oder die Schwierigkeiten haben, auf natürlichem Weg schwanger zu werden.
2. Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Bei diesem Verfahren wird ein einzelnes Spermium direkt in eine Eizelle injiziert. ICSI wird häufig in Verbindung mit IVF verwendet und ist besonders hilfreich bei männlicher Unfruchtbarkeit oder wenn die Spermienqualität beeinträchtigt ist.
3. Kryokonservierung (Einfrieren von Eizellen oder Embryos)
Frauen können ihre Eizellen einfrieren lassen, um ihre Fruchtbarkeit zu erhalten. Dies ermöglicht es ihnen, später im Leben schwanger zu werden, wenn sie bereit sind. Diese Methode wird oft als "Social Freezing" bezeichnet und ist besonders für Frauen von Vorteil, die ihre Familienplanung hinauszögern möchten.
"Der Weg zur Erfüllung des Kinderwunsches kann emotional herausfordernd sein, insbesondere wenn eine Schwangerschaft nicht sofort eintritt. Es ist wichtig, sich in dieser Zeit gegenseitig zu unterstützen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn nötig." – Carline Krügl