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Insolvenz der pme Familienservice Bremen gGmbH: Stadt Bremen stellt Zahlung ein

WICHTIGER HINWEIS ZUR BERICHTERSTATTUNG:

Am 20. November 2025 veröffentlichte die Stadt Bremen eine Pressemitteilung zur Insolvenz, die mehrere gravierende sachliche Fehler enthält. Wir stellen richtig:

FALSCH: Die Pressemitteilung der Stadt Bremen spricht durchgängig von der "pme Familienservice GmbH" und nennt Frankfurt als Sitz.

RICHTIG: Es geht ausschließlich um die pme Familienservice Bremen gGmbH – eine eigenständige Tochtergesellschaft. Die pme Familienservice GmbH (Muttergesellschaft mit Sitz in Berlin) ist von der Insolvenz NICHT betroffen. Die pme Familienservice Gruppe ist wirtschaftlich kerngesund und bleibt ein verlässlicher Partner.

FALSCH: Die Stadt Bremen behauptet, pme habe sie am 20. November 2025 über den Insolvenzantrag informiert.

RICHTIG: Wir haben die Stadt Bremen bereits am 19. November 2025 in einem persönlichen telefonischen Gespräch darüber informiert, dass uns die Rücknahme des bereits ausgestellten vorläufigen Fördermittelbescheids zu einem Insolvenzantrag zwingen würde, weil dadurch eine Zahlungsunfähigkeit absehbar war und somit eine gesetzliche Pflicht für einen Insolvenzantrag besteht.

FALSCH: Die Stadt Bremen spricht von "rund 400 Kitaplätzen".

RICHTIG: Die pme Familienservice Bremen gGmbH betreut aktuell 429 Kinder und stellt insgesamt 540 Betreuungsplätze zur Verfügung.

Wir haben die Stadt Bremen zur sofortigen Richtigstellung aufgefordert.

 

  • Zukunft von acht Kitas in Bremen ungewiss
  • 430 Kinder und 120 Beschäftigte betroffen

(Bremen, 20. November 2025) Die pme Familienservice Bremen gGmbH, Trägerin von acht Kindertageseinrichtungen in Bremen, muss Insolvenz anmelden. Nach jahrelangen Verhandlungen, einem teilweise gewonnenen Gerichtsverfahren und einem 1,2 Millionen Euro-Darlehens einer Tochtergesellschaft konnte eine auskömmliche Finanzierung durch die Stadt Bremen nicht erreicht werden. Die Stadt Bremen hat mitten in laufenden Verhandlungen und wenige Wochen vor Weihnachten, ihre Zahlungen eingestellt und damit einen Insolvenzantrag erzwungen. 

Jahrelange Unterfinanzierung führt zu Millionendefiziten

Seit Jahren weist die pme Familienservice Bremen gGmbH die Stadt Bremen auf die gravierende Unterfinanzierung ihrer acht Kindertageseinrichtungen hin. Der Referenzwert für die Kita-Finanzierung wurde seit 2008 nicht angemessen an die gestiegenen Kosten angepasst. Personal-, Sach- und Immobilienkosten werden nicht vollständig gedeckt, der Index-Zuschlag für Kitas in sozial benachteiligten Stadtteilen für den Träger gestrichen. 

Die daraus resultierenden Defizite sind dramatisch: Bis Ende 2024 hat sich ein Verlust der Gesellschaft in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro angesammelt. Eine Schwestergesellschaft hat bereits Darlehen in Höhe von 1,2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und darf keine weiteren Kredite ohne Aussicht auf eine nachhaltige Lösung gewähren.

Gerichtserfolge bleiben ohne Konsequenzen

Um ihre berechtigten Ansprüche durchzusetzen, hat die pme Familienservice Bremen gGmbH mehrere Klageverfahren vor dem Verwaltungsgericht Bremen angestrengt. Im Juni 2025 gewann pme in wichtigen Teilen ein Gerichtsverfahren für das Zuwendungsjahr 2022: Das Gericht verpflichtete die Stadt Bremen, den Antrag von pme unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden.
 

„Wir haben alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft und vor Gericht Erfolge erzielt. Die Stadt Bremen kann oder will ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur auskömmlichen Finanzierung nicht nachkommen", erklärt Alexa Ahmad, Geschäftsführerin der pme Familienservice GmbH. 

Gespräche gescheitert – Stadt stellt ohne Vorwarnung Zahlung ein

Am 10. Oktober 2025 fand ein Gespräch mit den Verantwortlichen der Stadt Bremen statt. pme hatte acht konkrete Voraussetzungen formuliert, damit ein Weiterbetrieb der Kitas möglich ist:

  • Vollständige Bearbeitung aller ungeprüften Verwendungsnachweise seit 2019
  • Umsetzung des bestehenden Gerichtsurteils
  • Abschluss aller anhängigen Gerichtsverfahren durch einen Vergleich
  • Vollständiger Ausgleich des Defizits für 2025 und 2026
  • Erstattung von Immobiliennebenkosten und Indexsteigerungen
  • Anerkennung des Indexstatus für Kitas in benachteiligten Stadtteilen
  • Finanzierungszusage für das Projekt "Systemische Kita"
  • Aktive Unterstützung bei der Platzbelegung

In den letzten Wochen führte pme intensive Gespräche mit der Stadt Bremen. Am 18. November 2025 erhielt pme ein Schreiben, in dem die Stadt den gewährten Zuwendungsbescheid 2025 zurücknimmt und mitteilt, die laufenden Zahlungen für November und Dezember 2025 einzustellen. Damit wurde von der Stadt die gemeinsame Suche und die Verhandlung übe einen geordneten Weiterbetrieb der Einrichtungen beendet.

„Wir haben alles versucht. Die Stadt ist nicht gewillt, ihrer Verantwortung nachzukommen", so Alexa Ahmad. „Wir waren bereit, für die Kinder, Eltern und unsere Teammitglieder trotz hoher Defizite weiterzumachen. Die Stadt Bremen stellt mitten in laufenden Verhandlungen ihre Zahlungen ein. Ohne diese Mittel dürfen wir nicht einmal mehr die Novembergehälter zahlen, obwohl wir das Geld noch auf unserem Konto haben. Jetzt müssen wir schweren Herzens die Konsequenzen ziehen."

Kein Einzelfall: Auch "Petri und Eichen" musste Insolvenz anmelden

Im Juni 2025 musste der größte Kinder- und Jugendhilfeträger in Bremen, "Petri und Eichen", mit rund 500 Beschäftigten Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen. Der Träger musste sich von seinen vier Kindertagesstätten trennen – alle vier wurden von KiTa Bremen übernommen. (Buten und Binnen, 24.09.2025)

„Der Fall Petri und Eichen zeigt deutlich, dass die Finanzierungspraxis der Stadt Bremen strukturell nicht auskömmlich ist", betont Alexa Ahmad. „Selbst große, etablierte Träger werden in die Insolvenz getrieben."

Auswirkungen auf Kinder, Familien und Mitarbeitende

Von der Insolvenz sind acht Kindertageseinrichtungen mit insgesamt 540 Plätzen und rund 120 Mitarbeitende betroffen. pme setzte sich im Vorfeld parallel aktiv für eine Übernahme der Kitas ein, um die Betreuung der Kinder sicherzustellen und die Arbeitsplätze zu erhalten. Kein Träger wollte eine Übernahme im laufenden Jahr vornehmen. Die abrupte Einstellung der Zahlungen zwingt aufgrund gesetzlicher Bestimmungen die Geschäftsführung nun zu einem unmittelbaren Insolvenzantrag.

„Unser oberstes Ziel ist es für die Kinder, Familien und unsere Teammitglieder eine gute Lösung zu finden", erklärt Alexa Ahmad. „Nun wird es Aufgabe der Insolvenzverwaltung sein, zeitnah Perspektiven zu schaffen. Wir haben 1,2 Millionen Euro an Darlehen gegeben, jahrelang verhandelt und vor Gericht gewonnen. Wir waren sogar bereit, weitere überschaubare Defizite zu tragen. Mehr können wir nicht tun! Jetzt ist die Stadt Bremen am Zug. Sie muss eine auskömmliche Finanzierung zusichern oder die Kitas selbst übernehmen. Die Verantwortung für diese Krise liegt eindeutig bei der Stadt Bremen."

Über die pme Familienservice Bremen gGmbH

Die pme Familienservice Bremen gGmbH betreibt acht Kindertageseinrichtungen in Bremen mit insgesamt ca. 430 Betreuungsplätzen und fast 120 Mitarbeitenden. Die Einrichtungen wurden im Rahmen der städtischen Angebotsplanung errichtet und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung des Rechtsanspruchs auf Kinderbetreuung in Bremen. Die pme Familienservice Bremen gGmbH ist eine Tochtergesellschaft der pme Familienservice GmbH, einem der führenden Anbieter von Kinderbetreuung und Familienservice in Deutschland.

Pressekontakt

Daniel Erler
Leitung Unternehmenskommunikation
pme Familienservice GmbH
Flottwellstraße 4-5
10785 Berlin
 
Tel: +49 30 26393566
E-Mail: daniel.erler@familienservice.de