eine Frau giesst auf einem Dachgarten
Body & Soul

Stress reduzieren: 7 Tipps für Stadtbewohner

Wer dreimal in der Woche für 20 Minuten in die Natur geht, reduziert nachweislich Stress. Sieben Tipps, wie auch Stadtbewohner:innen kleine Naturerfahrungen machen können und damit ihr Wohlbefinden steigern.

Stell dir vor, du könntest eine Pille schlucken, die nachweislich deinen Stress reduziert. Du müsstest nur dreimal in der Woche daran denken, die Pille einzunehmen und dein ganzes Leben würde entspannter ablaufen. Dein psychisches und körperliches Wohlbefinden würden sich nachweislich verbessern und du könntest diesen Effekt sogar messen. Würdest du diese Pille einnehmen?

Nun, diese Pille ist in greifbarer Nähe und sie heißt ganz einfach: Geh raus in die Natur!
Wie groß der Effekt einer „Naturpille“ ist, verdeutlicht eine bemerkenswerte Studie, die Stadtbewohner:innen mindestens dreimal pro Woche ein nur zehnminütiges Naturerlebnis verordnete. Der erholsame Effekt wurde anhand von Speichelproben belegt.

"Naturpille" reduziert Stress

Die Ergebnisse zeigten, dass sogar nur sehr kurze Naturerlebnisse zu einem signifikanten Rückgang von Cortisol und Alpha-Amylase – zwei Stressmarker im menschlichen Körper – führten. Der größte Nutzen für die Testpersonen der „Naturpille“ wurden gemessen, wenn die Tester:innen sich zwischen 20 und 30 Minuten in der Natur aufhielten – der genaue Zeitpunkt der Naturerfahrung war dabei egal.

Etliche Studien belegen außerdem, dass Naturerfahrungen nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung fördern können, indem sie Aspekte wie Selbstwertgefühl, Kreativität, soziale Kompetenzen und Umweltbewusstsein stärken. Forscher:innen fanden zudem heraus, dass der Aufenthalt in der Natur das Gefühl der Verbundenheit, der Autonomie und der persönlichen Entwicklung fördert.

Raus ins Grüne, die Uhrzeit ist egal!

Ob die "Naturerfahrung" am Morgen, Nachmittag oder Abend stattfindet, ist dabei egal. Der Zeitpunkt kann anhand von individuellen Faktoren wie dem Energielevel, den Vorlieben oder der Tagesplanung gewählt werden. Einige starten gerne morgens, um energiegeladen in den Tag zu gehen, andere bevorzugen den Nachmittag für eine Aktivität und manche entspannen lieber am Abend.

Wähle den Zeitpunkt, der am besten zu deinem Tagesablauf und deinem Wohlbefinden passt, und achte darauf, wie sich die Aktivität auf deine Stimmung auswirkt.

 


 

Sieben Tipps für Naturerfahrungen in der Stadt

Auch Städte bieten zahlreiche Möglichkeiten, entspannende Naturerfahrungen zu machen. Gemeinschaftsgärten, Parks oder Flüsse bieten Stadtbewohner:innen grüne Erholungsräume:

1. Kleines Picknick auf einer Wiese

Nimm dir eine Decke und setze dich für 20-30 Minuten auf eine Grünfläche oder an den Rand eines kleinen Teichs. Genieße einen kleinen Snack oder ein Getränk und lass die Umgebung auf dich wirken.

2. Meditation oder Yoga im Freien

Suche dir einen ruhigen Platz im Freien, sei es im Park, auf einer Grünfläche oder auf deinem bepflanzten Balkon. Meditiere für 10-15 Minuten oder mache eine kurze Yoga-Sitzung. Fokussiere dich auf deinen Atem und die natürliche Umgebung.

3. Beobachte Tiere im Park

Gehe zu einem Ort, an dem du Tiere beobachten kannst, wie einen Teich mit Enten oder einen Park mit Eichhörnchen und Vögeln. Nimm dir 20-30 Minuten Zeit, um das Verhalten der Tiere zu beobachten und die Natur um dich herum zu genießen.

4. Besuche einen Dach- oder Gemeinschaftsgarten

Besuche einen Gemeinschaftsgarten oder einen Dachgarten. Diese Orte bieten oft eine überraschende Menge an Grün und Natur in der Stadt. Genieße die Pflanzen und Blumen und vielleicht auch das Gespräch mit anderen Naturliebhaber:innen.

5. Unternehme eine kleine Fahrradtour durch grüne Stadtteile

Mache eine kurze Fahrradtour durch die grünsten Viertel deiner Stadt. Auch eine 20-minütige Tour kann dir helfen, dich mit der Natur zu verbinden und frische Luft zu tanken.

6. Konzentriere dich auf Naturklänge

Setze dich an einen ruhigen Ort, etwa in einem Park, und höre bewusst auf die Naturklänge um dich herum. Vogelgezwitscher, das Rascheln der Blätter oder der Klang von fließendem Wasser können sehr entspannend sein.

7. Beobachte den Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang

Finde einen Ort mit guter Sicht, wie eine Brücke, einen Hügel oder ein Hochhausdach, und beobachte den Sonnenuntergang oder -aufgang. Die natürlichen Farben und das Lichtspiel können eine beruhigende Wirkung haben und dich für den Tag oder Abend energetisieren.


 

Quellen:

Hunter, M. R., Gillespie, B. W., & Chen, S. Y.-P. (2020). "Urban Nature Experiences Reduce Stress in the Context of Daily Life Based on Salivary Biomarkers." Health & Place)

Vitalizing effects of being outdoors and in nature, Richard M. Ryan, Netta Weinstein, Jessey Bernstein, Kirk Warren Brown, Louis Mistretta, Marylène Gagné, Veröffentlicht in: Personality and Social Psychology Bulletin

null Corona und Pubertät - eine Generation im Lockdown

Schulkinder begrüßen sich mit Maske und Elbogen.

Lockdown und Pubertät - wie Eltern unterstützen können

Jugendliche halten sich größtenteils an die Corona-Maßnahmen

Jugendliche sind besser als ihr Ruf. Die SINUS Jugendstudie 2020 hat gezeigt, dass sich die Jugendlichen größtenteils an die Corona-Maßnahmen halten und verantwortungsvoll handeln. Sie sind in den allermeisten Fällen bereit, zurückzustecken, wenn es um ihren Lebensstil, Treffen mit Freunden und andere Dinge geht, die einmal selbstverständlich waren. Sie tun das meist aus einem Verantwortungsbewusstsein für ihre Mitmenschen heraus, sei es die eigene Familie, ältere Menschen aus ihrem Umfeld oder die Gesellschaft als Ganzes.

 

Corona und Pubertät sind eine toxische Kombination

In Zeiten von Corona ist das Leben eines Heranwachsenden besonders schwierig, denn Corona und Pubertät sind eine toxische Kombination! Es geht in dieser Entwicklungsphase darum, Autonomie zu gewinnen, sich von den Eltern abzugrenzen und eigene Regeln zu entwickeln. Doch Corona macht den Jugendlichen einen Strich durch die Rechnung: Statt ihre eigenen Wege zu finden, müssen sie wegen der Ausgangsbeschränkungen ständig mit den Eltern zusammen sein – obwohl sie sich eigentlich nur für ihre Freunde interessieren.

Auch pme- Elternberaterin Kyra Wetzel betont, dass der Mangel an sozialen Kontakten besonders schwierig für Jugendliche ist. Die Peergroup stellt für Jugendliche, zusammen mit der Familie, die wichtigste Säule in ihrem Leben dar. Sie vermissen ihre Freiheit und die Leichtigkeit des Lebens. Jeder Tag gleicht dem anderen, es gibt wenig Abwechslung. Das fördert das Gefühl von Einsamkeit, und die Unbefangenheit geht verloren. Hinzu kommt, dass man in diesem Alter Kontrolle und Einschränkungen als besonders lästig empfindet. Doch gerade jetzt müssen Eltern die Corona-bedingten Restriktionen gegenüber ihren Kindern vertreten.

Konflikte in der Familie nehmen in der Corona-Krise zu Kyra Wetzel berichtet, dass die Konflikte in den Familien während der Corona-Zeit zugenommen haben. Die Familien verbringen viel mehr Zeit miteinander. Hinzu kommen Überforderung und Stress durch Homeschooling und Homeoffice. Die fehlende Abwechslung im Alltag verschärft die Situation. Die Familie wird komplett auf sich zurückgeworfen. Konflikte, denen man vorher eventuell noch aus dem Weg gehen konnte, eskalieren nun viel leichter, und neue kommen dazu. Das kostet Kraft, denn alle Familienmitglieder sind auf ihre Weise stark belastet und frustriert, und die Nerven liegen verständlicherweise oft blank.

 

Ängste, Depressionen und Essstörungen als Folgen von Corona

Auch der Mangel an Struktur, den gerade die Schule gegeben hat, hat Auswirkungen. Entwicklungsneuropsychologin Anja Karlmeier von den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel betont, dass die Hirnentwicklung von Kindern und Jugendlichen untrennbar mit ihrer sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung verbunden ist, also damit, welche Möglichkeiten sie haben, sich in Familie, Schule und Freizeit zu entfalten. Die Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen haben also direkte Folgen.

Die COPSY (Corona und Psyche) Studie des Universitätsklinikums Hamburg- Eppendorf belegt, dass sich mehr als 70 % der befragten Kinder und Jugendlichen durch die Corona-Krise seelisch belastet fühlen. Dies zeigt sich u. a. in Angst, Stress und Depressionen. Psychosomatische Klinken bekommen zurzeit vermehrt Zulauf von Heranwachsenden, die mit Essstörungen, Angst- und Zwangsstörungen zu kämpfen haben. Es gibt Jugendliche, die sich immer weiter zurückziehen und kaum noch das Haus verlassen oder mit Zwangsstörungen wie übermäßigem Händewaschen reagieren. Dies ist, so paradox es klingt, ein Versuch, die Kontrolle wiederzugewinnen.

 

Medienkonsum von Jugendlichen im Lockdown

Jugendliche leiden also immens in diesen Zeiten. Aber wie geht man als Eltern in dieser Situation damit um, wenn das Konfliktpotenzial sowieso schon hoch ist? Wie gestaltet man das Familienleben? Und sollte man Regeln zum Medienkonsum etc. aufrechterhalten oder die Leine lockerlassen?

Kyra Wetzel rät, gemeinsam mit der Familie zu entscheiden, wann es eine medienfreie Zeit gibt. Ein reines Verbot oder strenge Regeln werden in den meisten Fällen zu mehr Konflikten führen. Medienkonsum ist auch nicht gleich Medienkonsum. Man muss unterscheiden zwischen Freizeit-, Lern und auch Informationskonsum. Jugendliche haben ein Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben und ein Recht auf Zugang zu den Medien. Deshalb sollten Eltern gut abwägen, wie viel Zeit ihre Kinder in deren alternativen medialen Umfeld verbringen dürfen.
Als Eltern sollten Sie auch Alternativen anbieten. Dies kann ein gemeinsamer Spaziergang sein, ein Spieleabend oder das gemeinsame Kochen. Und: Seien Sie als Eltern Vorbild, und achten Sie darauf, wie Sie selbst die digitalen Medien nutzen. Gemeinsam getroffene, klare Absprachen stärken die Beziehung und das Vertrauen zwischen Eltern und Jugendlichen und bauen Konflikten vor.

Die Corona-Pandemie mit allen daraus resultierenden Maßnahmen betrifft uns alle. Es ist aber notwendig, einen besonderen Blick auf die nachwachsende Generation zu werfen, die gerade jetzt die Weichen für ein gelingendes Erwachsenenleben stellen sollte. Diese wertvolle Zeit ist durch die Corona-Krise geprägt von Isolation, Einsamkeit und Beschränkungen. Die Jugendlichen von heute sind das Rückgrat unserer Gesellschaft und die Entscheider von morgen. Deshalb sollten sie die bestmöglichen Voraussetzungen haben, um sich gut zu entwickeln.

 

Kyra Wetzel ist Elternberaterin beim pme Familienservice in der Niederlassung Stuttgart und trägt zudem die Produktverantwortung für den Bereich Concierge, Relocation & Outplacement

 

 

 

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Von der Schwangerschaft und Geburt bis zum Erwachsenwerden des Kindes – jede Phase hat ihre schönen Seiten und Herausforderungen. Unser Team aus Sozialpädagogen, Erzieherinnen und Elternberaterinnen unterstützt Eltern in jeder Phase und entlastet den beruflichen und privaten Alltag.

Mehr erfahren: www.familienservice.de/web/pme-assistance/elternberatung

 

Quellen:

https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/coronavirus/sinus-studie-corona-248390


https://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2020-07/kinder-corona-krise-psychische-folgen-entwicklungspsychologie


https://www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/kinder-und-jugendpsychiatrie-psychotherapie-und-psychosomatik/forschung/arbeitsgruppen/child-public-health/forschung/copsy-studie.html