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Teenager sitzt verzweifelt vor dem Laptop und wird von erwachsener Person an den Schultern berührt
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Cybermobbing: Wie Eltern ihre Kinder schützen können

Beleidigungen, Ausgrenzungen und Belästigungen gibt es schon lange nicht mehr nur auf dem Schulhof, sondern auch in sozialen Netzwerken oder Messenger-Diensten. Tipps für mehr Sicherheit im Umgang mit Foren, Chats und Communities.

Was ist Cybermobbing? 

Unter dem Begriff Cybermobbing werden sämtliche Formen von Beleidigung, Ausgrenzung, Belästigung, Bedrohung oder Bloßstellung zusammengefasst, die ausschließlich online geschehen. Mobbing-Attacken im Internet finden häufig in Chats von Messenger-Diensten, Foren, sozialen Netzwerken, auf Videoplattformen oder per E-Mail statt.   

Die Schikane im Netz kann durch beleidigende Nachrichten oder Gerüchte über eine Person entstehen. Die Veröffentlichung von herabwürdigenden Fotos und Filmsequenzen kann dazu führen, dass die Situation sich verschärft. Von Cybermobbing wird auch gesprochen, wenn Personen absichtlich aus Chat-Gruppen ausgeschlossen werden, um Lästereien anzukurbeln.  

Fast jeder fünfte Schüler:in war schon von Cybermobbing betroffen

Die vom Bündnis gegen Cybermobbing e.V. in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse in 2020 erschienene Studie Cyberlife IV belegt, dass fast jede:r fünfte Jugendliche in Deutschland – das sind mehr als 1,8 Millionen Schüler:innen – mindestens einmal von Cybermobbing betroffen war.

Damit ist Cybermobbing ein weit verbreitetes Phänomen, das sich laut der Studie durch die Corona-Pandemie weiter verschärft hat. 65 Prozent der Schüler:innen und 46 Prozent der Eltern und Lehrkräfte gaben an, dass aufgrund gestiegener Online-Nutzung auch Konflikte im Netz zugenommen haben.  

Die Studie weist darauf hin, dass Jugendliche in der Pubertät bei Cybermobbing besonders verletzlich und sensibel sind. Eltern, Schulen und Lehrkräfte handeln oft zu zögerlich.  

Folgen von Cybermobbing bei Kindern und Jugendlichen 

Lästereien auf dem Schulhof enden nach der Schule. Doch online werden betroffene Kinder und Jugendliche jederzeit und an jedem Ort verfolgt. Der fehlende Schutzraum kann einen hohen Leidensdruck aufbauen und gesundheitliche Folgen haben.

Die Studie zeigt, dass 58 Prozent der Opfer vor allem sehr verletzt sind, 40 Prozent reagieren mit Wut, und 34 Prozent sind verängstigt. Besonders beunruhigend ist, dass 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen bereits aus Verzweiflung zu Alkohol, Tabletten und Drogen gegriffen haben und 24 Prozent, also jede:r vierte Betroffene, sogar Suizidgedanken hatten. 

So können Eltern ihre Kinder vor Cybermobbing schützen 

Daher ist es wichtig, dass Eltern genau hinsehen und Offenheit zeigen, wenn ihre Kinder im Netz unterwegs sind. Mit diesen Tipps bieten Eltern ihren Kindern Schutzmöglichkeiten. 

1. Persönliche Daten schützen

Wichtiger als die Dauer der Mediennutzung ist ein bewusster Umgang mit eigenen Daten und den Daten anderer. Richten Sie als Erstes das Smartphone kindersicher ein, um es vor unangemessenen Inhalten zu schützen. 

Machen Sie Ihrem Kind bewusst, wer seinen Status, sein Profil, persönliche Bilder oder Einträge sehen kann und sehen soll. Besprechen Sie gemeinsam, wer die Bilder Ihres Kindes teilen oder verlinken kann und von wem es anschrieben werden darf. 

Sprechen Sie darüber, welche Inhalte preisgegeben werden und welche nicht. Zeigen Sie auch, welche Inhalte Angriffsmöglichkeiten bieten. Als Faustregel gilt, so wenig wie nötig über die eigene Person preiszugeben und dies nur für Freunde ersichtlich zu machen, die Ihr Kind persönlich kennt. Klären Sie dabei, wer wirklich hinter einem Online-Freund steckt.  

2. Aktiv werden

Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es Nutzer:innen sperren kann, die es belästigen oder stören. Besprechen Sie, welche Rechte Ihr Kind hat, wenn es sich angegriffen fühlt. Das Sammeln von Beweismaterial durch Screenshots ist ein erster wichtiger Schritt, um gegen Täter etwas in der Hand zu haben. Wenn Ihr Kind in Chat-Gruppen aktiv ist, dann sprechen Sie über mögliche Gruppenregeln, die Mobbing keine Chance bieten.  

3. Emotional stärken

Höhen und Tiefen gehören im Leben Ihres Kindes dazu. Dazu zählt auch einen Platz in der Gruppe zu finden, andere Charaktere oder Meinungen auszuhalten. Wie gut es damit zurecht kommt, hängt von der inneren Widerstandskraft, auch Resilienz genannt, ab. Stärken Sie Ihr Kind emotional und fördern Sie Ihre Resilienz.

4. Reflektion

Hinterfragen Sie Ihr eigenes Nutzungsverhalten im Netz. Wie gehen Sie mit dem Schutz Ihrer Daten um? Welche Bilder veröffentlichen Sie in Chats und sozialen Netzwerken von sich oder sogar Ihren Kindern?  

Was tun, wenn Ihr Kind bereits Opfer einer Cybermobbing-Attacke geworden ist?  

Kindern und Jugendlichen ist es häufig sehr unangenehm, wenn Sie im Internet Opfer von Beleidigungen und Lästereien werden. Sie befürchten missverstanden zu werden oder Bestrafungen zu erhalten. Für Eltern sind daher die folgenden Tipps ratsam. 

1. Interesse zeigen

Zeigen Sie Interesse an den Internetaktivitäten Ihres Kindes und bieten Sie sich als Vertrauensperson an, mit der Ihr Kind über unangenehme Online-Kontakte sprechen kann. 

2. Beweise sammeln

Dokumentieren Sie die Mobbing-Vorfälle und sammeln alle Informationen über den Täter, die Plattform und beleidigende Beiträge in Form von Screenshots. Liegen bei der Beweissicherung Nacktbilder von Minderjährigen vor, ist jedoch Vorsicht geboten. Gerade Eltern könnten sich durch das Anfertigen solcher Screenshots strafbar machen und ein Ermittlungsverfahren wegen Verbreitung von Kinderpornografie nach sich ziehen. Es ist daher zu empfehlen in einem solchen Fall Screenshots ausschließlich in Absprache mit der Polizei anzufertigen. 

3. Betreiber der Plattform informieren

Informieren Sie den Betreiber der Plattform. Die meisten Anbieter sind daran interessiert gegen Mobbing anzukämpfen und gleichzeitig dazu verpflichtet dagegen vorzugehen. Nachdem Sie die Mobbing-Beweise gespeichert haben, lassen Sie die Beiträge schnellstmöglich vom Betreiber der Seite löschen, damit es nicht weiter im Netz geteilt werden kann.  

4. Gespräch suchen

Suchen Sie das Gespräch mit dem Täter oder der Täterin. Oft sind es Personen, die ihr Kind im privaten Umfeld kennt. Ist dies der Fall sprechen Sie mit Lehrern, Eltern oder der Person selbst.  

5. Strafanzeige erstatten

Im Falle extremer Bedrohungen und Persönlichkeitsrechtsverletzungen besteht die Möglichkeit Anzeige zu erstatten. Die Basis hierfür ist eine gute Dokumentation der Vorfälle. 

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