Mutter tröstet ihr traurige Tochter und gibt ihr Kuss auf die Strin
Psyche

Trauer um mein geliebtes Haustier

Für sehr viele Menschen sind Haustiere unersetzlich: als Familienmitglieder, emotionale Anker und soziale Brückenbauer. Wenn der Hund oder das Kaninchen stirbt, dann ist es wichtig, zu trauern und sich Zeit dafür zu nehmen. Lesen Sie, was bei der Trauer um das geliebte Haustier Erwachsenen und Kindern helfen kann. Tipps auch für Freunde und Verwandte, die Trauernde unterstützen möchten. 

(Fachexpertin: Anna Kipp-Menke, Systemische Beraterin | Redaktion: Sabrina Ludwig)

 

Die besondere Beziehung zwischen Menschen und Haustieren

Der Wunsch nach Zugehörigkeit ist ein menschliches Grundbedürfnis. Wir möchten gemocht werden, wie wir sind und wünschen uns deshalb Beziehungen, in denen wir selbst sein dürfen. 

Haustiere erfüllen dieses Bedürfnis auf einzigartige Weise. Sie lieben und begleiten uns bedingungslos, nehmen uns an und akzeptieren uns, wie wir sind. Mehr noch: Sie zeigen uns täglich aufs Neue, wie wertvoll wir sind. 

Als Teil der Familie oder als Familienersatz bauen wir eine tiefe, nonverbale Beziehung zu ihnen auf. Unser Hund tröstet uns, wenn wir traurig sind. Unsere Katze schmiegt sich an uns, wenn wir erschöpft sind. 
 

"Diese tiefe Verbindung, diese Liebe, macht den Verlust des geliebten Tieres zu einer erschütternden Erfahrung, die eine schmerzhafte Lücke hinterlässt."
Anna Kipp-Menke, Lebenslagen-Coachin, pme Familienservice 

 

Nehmen Sie sich Zeit zum Trauern um Ihr Haustier

Verlust, Einsamkeit oder Überlastung wirken sich direkt auf das emotionale Wohlbefinden und nicht zuletzt auf die psychische Gesundheit aus. Wer trauert, ist oft erschöpft, weniger konzentriert und angespannter.  

Seien Sie geduldig und vor allem liebevoll mit sich, wenn Sie nicht wie sonst im Alltag funktionieren, die Aufgaben im Job meistern oder mit Elan Ihren Sport angehen. Trauern braucht Zeit, um den Verlust gut zu verarbeiten – und diese Zeit sollten Sie sich nehmen. 

Die vier Trauerphasen

Der Verlust des geliebten Tieres löst eine Trauer aus, die der um einen Menschen ähnlich sein kann. Die von Verena Kast in den 1960er entwickelten Trauerphasen bieten hierfür einen wertvollen Rahmen. 

Trauerphase 1: Verzweiflung, Hilflosigkeit, Ratlosigkeit 

Nach dem Tod eines geliebten Tieres ist es oft schwer zu begreifen, was geschehen ist. Viele Menschen fühlen sich wie erstarrt oder sind völlig überfordert.  

In dieser Zeit ist es wichtig, Sie alle Gefühle zuzulassen – Traurigkeit, Tränen oder auch Sprachlosigkeit sind ganz normal. Schreiben kann Ihnen helfen, die eigenen Gedanken zu sortieren, oder bitten Sie Ihnen vertraute Menschen einfach zusammen sein zu können. 

Tipp für Freund:innen und Bekannte: 

Lassen Sie die trauernde Person nicht allein und signalisieren Sie, dass alle Gefühle sein dürfen. Übernehmen Sie kleine Alltagsaufgaben oder bieten Sie praktische Hilfe an, wenn es gerade zu viel wird. Seien Sie einfach da, hören Sie zu und zeigen Sie Mitgefühl – ohne viele Fragen zu stellen oder Ratschläge zu geben. 

Trauerphase 2: Aufbrechende Emotionen 

In der zweiten Phase kommen oft starke Emotionen hoch: Wut, Schuldgefühle, Schmerz oder Angst. Vielleicht tauchen auch Gedanken auf wie „Hätte ich doch noch mehr tun können?“ – all das ist Teil des Prozesses. Diese Gefühle sollten Sie nicht verdrängt, sondern dürfen und sollen Raum haben. 

Tipp für das Umfeld: 

Erlauben Sie dem Trauernden Gefühlsausbrüche und hören Sie zu, ohne zu bewerten. Nehmen Sie Schuldgefühle ernst, aber versuchen Sie nicht, sie wegzureden. Ihre Anteilnahme und Geduld helfen mehr als gut gemeinte Lösungen. 

Trauerphase 3: Suchen und sich trennen 

Viele Menschen erinnern sich intensiv an gemeinsame Momente mit ihrem Tier, sprechen mit ihm im Geiste oder halten an Ritualen fest – das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Verarbeitung. Das Suchen nach Nähe und das Festhalten an Erinnerungen ist schmerzhaft, aber auch sehr tröstlich. 

Tipp für Freunde und Verwandte: 

Lassen Sie Erinnerungen zu, auch wenn Geschichten wiederholt werden. Zeigen Sie Geduld und drängen Sie nicht auf ein „Loslassen“. Unterstützen Sie auch vorsichtig bei ersten Schritten in den Alltag oder bei neuen Routinen. 

Trauerphase 4: Akzeptanz und Neubeginn 

Mit der Zeit kehrt langsam mehr Ruhe ein. Das Tier bleibt im Herzen und in den Erinnerungen lebendig, auch wenn das Leben weitergeht. Oft verändert sich der Blick auf das Leben, und neue Pläne werden möglich. 

Tipp für das Umfeld: 

Respektieren Sie, wenn die trauernde Person wieder mehr Eigenständigkeit zeigt oder sich verändert. Akzeptieren Sie auch, wenn Ihr Beistand nun weniger gebraucht wird – das ist ein gutes Zeichen. 

Jede Trauer ist einzigartig. Wer einen Menschen in seiner Tiertrauer begleitet, braucht vor allem Empathie, Offenheit und Geduld. Rituale oder Erinnerungsstücke können helfen, die Verbindung zum verstorbenen Tier zu bewahren. 

Die Einteilung der Trauerphasen orientiert sich an Verena Kast. Mehr dazu findest du in unserem Artikel: Die vier Phasen der Trauer

Eine innere Verbindung zum Tier bewahren  

Rituale, Erinnerungsstücke oder besondere Orte können helfen, das Tier im Herzen zu behalten, Trost zu finden und selbst weiterzugehen. Das Tier kann einfach in Ihrem Herzen einen Platz haben, oder sie bewahren zum Beispiel Ihre Erinnerung durch Fotos, einem Halsband oder durch besondere Orte wie den Lieblingsplatz auf dem Balkon oder im Garten.

Solche persönlichen Rituale und Gegenstände helfen, die Verbundenheit zum Tier zu erhalten und die Trauer zu verarbeiten. 

 

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Wie Sie einen Freund/Angehörigen bei der Trauer um ein Tier gut begleiten 
 

"Viele Tierbesitzer:innen haben eine tiefe Beziehung zu ihrem Haustier aufgebaut. Daher kann die Trauer über den Verlust des treuen Gefährten auch als sehr schwer erlebt werden,"


weiß Anna Kipp-Menke. Sie arbeitet als Systemische Beraterin an der Lebenslagen-Hotline des pme Familienservice. Da sie selbst Hundebesitzerin ist, weiß sie sehr gut, wie stark die Beziehung zu einem Haustier sein kann:  
 

"Tiere schenken uns Trost und Freude – wir fühlen und mit ihnen weniger einsam. Wir lernen sie ohne Worte zu verstehen und werden empfänglich für Stimmungen."


Der Schmerz ist real und trauernden Menschen hilft es meist, wenn man ihnen mit Mitgefühl begegnet und ihre Gefühle respektiert, also nicht kleinredet oder bewertet.  

Sätze wie „Sei doch glücklich, dass du sie oder ihn hattest!“ oder: „Sicher würde das Kaninchen nicht wollen, dass du jetzt leidest“ sind zwar in Ihrer Absicht gut, aber Sie geben dem Trauernden das Gefühl, dass Ihre Trauer nicht ganz richtig ist und können eher entmutigen. Meist hilft es schon, wenn Sie einfach ein offenes Ohr haben und zuhören. 

So können Sie Ihrem Kind helfen, wenn es um ein sein Haustier trauert

Oft ist es der erste Kontakt von Kindern mit dem Thema Tod, wenn das eigene Haustier stirbt. Diese Erfahrung prägt, doch jeder Mensch geht anders mit Trauer um – und das ist okay.  

Es ist wichtig, dass Eltern und nahe Bezugspersonen die Emotionen des Kindes und Jugendlichen ernst nehmen und einfühlsam reagieren, wenn es trauert oder vielleicht auch wütend ist, dass das Haustier gestorben ist. Jede Emotion darf sein und sollte ihren Platz finden.  

Sollte Ihr Kind keine Emotion zeigen, fragen Sie es, wie es ihm geht. „Oder bieten Sie Ihrem Kind, je nach Alter und Entwicklungsphase Hilfe beim Ausdrücken der Gefühle an“, so Anna Kippe-Menke. „Fragen Sie Ihr Kind zum Beispiel: „Du bist traurig, oder? Du bist wütend, oder?“  

Vielleicht hilft auch ein Kuscheltier, dem das Kind seine Gedanken, Gefühle und Sorgen erzählen kann. „Auch das gemeinsame Lesen von altersangemessenen Kinderbüchern zum Thema Abschied und Trauer können die Situation für das Kind erleichtern“, rät Anna Kipp-Menke. 

Mit dieser liebevollen Begleitung können Kinder hilfreiche Fähigkeiten entwickeln, die sie auch später im Leben bei der Bewältigung von Trauer und Verlust gut unterstützen.  

Ein gemeinsamer Abschied, Rituale wie Beerdigungen oder das abendliche Anzünden einer Kerze können in Zeiten der Trauer und bei der Trauerbewältigung helfen. Auch mit Bedacht ausgewählte Erinnerungsstücke oder gemeinsam erstellte Fotoalben können hilfreich sein. 

Mit Zeit und liebevoller, geduldiger Unterstützung finden die meisten Kinder wieder zu Stabilität und Zuversicht zurück. Wer sich in seiner individuellen Not gesehen und ernst genommen fühlt, findet leichter einen Weg, mit der neuen Situation und seiner Trauer umzugehen.

Möglich ist auch eine professionelle Trauerbegleitung, die Menschen dabei unterstützt, den Verlust eines geliebten Menschen oder Tieres zu verarbeiten und ihren eigenen Weg durch die Trauer zu finden. Sie bietet einen geschützten Raum, in dem Gefühle wie Traurigkeit, Wut oder Schuld offen angesprochen werden dürfen. Dabei wird individuell auf die Bedürfnisse und die jeweilige Lebenssituation der trauernden Person eingegangen.