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Zoom-Fatigue: 4 Tipps gegen die Videokonferenz-Müdigkeit

Die meisten von uns fühlen sich nach virtuellen Meetings per Zoom, Teams oder Google Meet müde und erschöpft. Denn: Videokonferenzen belasten unsere Psyche. Vier Tipps, wie Sie das so genannte Zoom Fatigue vermeiden.

Das erste virtuelle Meeting mit dem Team startet um 9:00 Uhr morgens, danach ist eine Viertelstunde Pause bevor es direkt in das nächste Google Meet geht mit einer externen Agentur. Den Rest des Tages sind es dann bilaterale Videokonferenzen zwischen Kolleg:innen, wenn Fragen aufkommen oder an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet wird.

Wer in virtuellen Teams oder viel im Homeoffice arbeitet, für denjenigen laufen viele Besprechungen und Workshops mittlerweile virtuell ab, und das häufig in einer hohen Taktung.

Wenn wir viel und tagelang mit unseren Kolleg:innen über die Bildschirme kommunizieren, strengt uns das an und erschöpft uns zunehmend. Einen Begriff für diese Art der Erschöpfung gibt es auch bereits: Zoom Fatigue. Für unser Gehirn ist die virtuelle Kommunikation herausfordernd, denn diese Art von Kommunikation ist hochintensiv und sendet mitunter falsche Botschaften.
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Was ist Zoom Fatigue?

Diese Wortschöpfung, die vor allem während der Corona-Pandemie Hochkonjunktur erlebte, setzt sich zusammen aus dem Anbietre für Videokonferenzen "Zoom" und dem französischen Wort für Müdigkeit - "fatigue" – zusammen. Gemeint ist damit die Ermüdung und Erschöpfung durch die Teilnahme an Videokonferenzen.

 

Jeremy Bailenson, Gründungsdirektor des Stanford Virtual Human Interaction Lab (VHIL), hat vier Folgen von längeren Videochats identifiziert, die zu dem Gefühl der "Zoom-Müdigkeit" beitragen.

Und er hat vier einfache Lösungen gefunden, wie Sie "Zoom Fatigue" vermeiden können.

4 Tipps, wie Sie entspannt durch lange Meetings kommen

1. Nehmen Sie Zoom & Co. aus der Vollbildfunktion

Viele Augenpaare, die sich auf Sie richten, ständiger Augenkontakt oder das Gesicht Ihrer Chefin in Vollbildfunktion auf Ihrem Monitor: Video-Meetings erhöhen die Anzahl unserer Blickkontakte und befördern damit Stress, sagt Kommunikationswissenschaftler Bailenson.

Auch die schiere Größe der Gesichter auf den Bildschirmen ist unnatürlich. Wäre das Gesicht einer Person im echten Leben so nah an unserem, würde unser Gehirn interpretieren, dass die Situation entweder zu Körperkontakt (Paarung) oder Konflikt führen wird.

"Wenn Sie Zoom viele Stunden nutzen, befinden Sie sich in einem hyper-erregten Zustand", fasst Bailenson zusammen. Er empfiehlt, die Videokonferenz aus der Vollbildoption herauszunehmen und die Größe des Video-Fensters im Verhältnis zum Monitor zu reduzieren. Auch eine externe Tastatur zu verwenden könne mehr Abstand und damit kognitive Entlastung verschaffen. 

2. Blenden Sie die Selbstansicht aus

Die meisten Videoplattformen zeigen, wie Sie selbst während eines Chats vor der Kamera aussehen. Das ist eine komplett unnatürliche und bisweilen auch unangenehme Erfahrung für uns, konstatiert der Stanford-Forscher.

Wer ständig mit dem eigenen Spiegelbild konfrontiert wird, ist zum Beispiel wesentlich selbstkritischer. Als Lösung empfiehlt Bailenson, dass Plattformen ihre Standardpraxis ändern, das Video sowohl an sich selbst als auch an andere zu senden. In der Zwischenzeit sollten Nutzer:innen die Schaltfläche "Selbstansicht ausblenden" verwenden, die man in einigen Programmen durch Rechtsklick auf das eigene Bild erreichen kann, sobald sie sehen, dass ihr Gesicht im Video richtig eingerahmt ist. Gibt es diese Funktion nicht, kleben Sie z.B. ein Post-it auf ihr eigenes Videobild.

3. Vergrößern Sie Ihre Bewegungsmöglichkeiten

Videochats schränken unsere gewohnte Mobilität drastisch ein. Während wir bei persönlichen Gesprächen und Audio-Telefongesprächen herumgehen und uns bewegen können, sitzen wir bei einer Videokonferenz im Allgemeinen an der gleichen Stelle fest. Das schadet auf Dauer nicht nur unserem Körper – Stichwort Nacken- und Rückenverspannungen –, sondern auch unserer geistigen Fitness. "Es gibt immer mehr Forschungsergebnisse, die besagen, dass Menschen, die sich bewegen, kognitiv besser abschneiden", so Bailenson.

Bailenson empfiehlt, mehr über den Raum nachzudenken, in dem die Videokonferenz stattfindet: Wo ist die Kamera positioniert? Eine externe Tastatur kann helfen, Distanz oder Flexibilität zu schaffen und in virtuellen Meetings genauso zu schreiten oder auf ein Flipchart zu kritzeln, wie wir es in realen Meetings tun.

Darüber hinaus sollte jeder die Grundregel beherzigen, das Video während des Meetings regelmäßig auszuschalten, um sich eine kurze nonverbale Pause zu gönnen.

​​​​​​​4. Gönnen Sie sich "Nur Audio"-Pausen

Der Kommunikationswissenschaftler merkt an, dass bei einer Interaktion von Angesicht zu Angesicht auch die nonverbale Kommunikation in Form von Gesten ganz natürlich ist und einfach interpretiert werden kann.

In Videochats hingegen müssen wir uns mehr anstrengen, um Signale zu senden und zu empfangen. Möchte man zum Beispiel zeigen, dass man zustimmt, muss man übertrieben nicken oder den Daumen nach oben strecken. Das erhöhe die kognitive Belastung und damit den mentalen Kalorienverbrauch, so Bailenson.

Gönnen Sie sich also während längerer Besprechungen eine "Nur Audio"-Pause, in der Sie die Kamera ausschalten und den Körper ganz bewusst vom Bildschirm wegdrehen. Ohnehin empfiehlt es sich, nach 45 Minuten Videochat eine kurze Pause einzulegen.

Quelle: https://news.stanford.edu/2021/02/23/four-causes-zoom-fatigue-solutions/

Umfrage Stanford University zu "Zoom-Fatigue"

Wenn Sie daran interessiert sind, Ihre Zoom-Müdigkeit zu messen, können Sie an der Umfrage teilnehmen und sich an dem Forschungsprojekt beteiligen: Umfrage "Zoom-Fatigue

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